Freitag, 21. Juni 2013

... schon interessant was man mit "Mensch-Hundeteams" so erlebt....alltägliche Begegnung oder Frank schaltet in den Klugscheisserchenmodus....

so trafen wir gestern Abend auf eine uns unbekannte Dame mit ihrem " neuen" Tierheimhund (wie ich später erfuhr)

18:56 Uhr auf einem Feldweg zwischen Feldern, vorausschauend eine Dame mit großem Hund gesichtet. Der Hund ist angeleint. Leinenfarbe entspricht Haarfarbe der Dame (Orange)

18:58 Uhr ich lasse Bodo und Horst (vorauslaufend) mit meinem "Stopkommando" auf Distanz = "ssssssssssst" auf mich warten. Dame mit Hund ist nun auch für Horst und Bodo sichtbar.

18:58:05 Uhr ich bin auf Höhe der Jungs. Da der Feldweg nicht sehr breit ist und wir der Dame nicht ausweichen können, nehme ich die Leine von der Schulter.

Dame: "Kann ich ihn losmachen?"

Ich: "Warum?"

Dame: "Was soll schon passieren?"

18:59 Uhr Ich habe Horst und Bodo angeleint.
Bodo: aufmerksam Rute hoch, Rücken durchgestreckt....
Horst: Rute hoch erhoben, leicht geduckt, fixiert den Hund der Dame

Ich: "Sehr wahrscheinlich werden meine Hunde zu deinem Hund stürmen und je nachdem wie dein Hund darauf reagiert, kann alles mögliche passieren oder auch nicht"

Dame: "Genau, dann machen die Hunde das schon unter sich aus"

Ich: "Eben! Und das muss nicht unbedingt freundlich ausgehen"

Dame: "Ja und wie komme ich nun an dir vorbei?"

18:59:10 Bodo und Horst wissen aus hunderten ähnlicher Begegnungen mit Menschen, die verbale Kommunikation wünschen, wie das läuft:
Leine leicht unter Zug, Kommando: ruhig aber sehr bestimmt: "waaarten", Leine ohne Zug, wird hinter ihnen fallengelassen, ich trete vor sie.

Dame: "Ich bin ja noch Anfängerin und habe meinen Hund (Bernersennenmixrüde ca. 4-8 Jahre alt, zerrt nervös an der Leine) kürzlich aus dem Tierheim zu mir geholt und ich dachte, dass die Hunde ja ungefähr gleichgroß sind und das die das schon unter sich ausmachen..."

Ich (verkürzter Monolog :-) Motto: Klugscheisserchens-Chance --> freundlich und geduldig, vor meinen Jungs stehend): "An der Reaktion unserer Hunde aufeinander kannst Du sehen, dass so eine Begegnung mit Fremden immer ein wenig Stress für die Hunde bedeutet. In unserem speziellen Fall begegnen sich fremde Rüden. Eine Minimeute bestehend aus meinen Hunden und deinem solitären Hund, den ich (wir) bis jetzt noch nicht kennen. Ihr beide seid neu hier und habt bislang keine Spuren hinterlassen. So Hunde sind mehr oder weniger territorial veranlagt... Bei meinen beiden ist das so- Bodo ist generell freundlich und akzeptiert erstmal fast jeden anderen Hund in "seinem" Territorium, Horst jedoch ist eher unsicher und neigt dazu andere Hunde erstmal vertreiben zu wollen. Bei deinem Hund scheint es sich durchaus um einen selbstbewussten Kollegen zu handeln, so ist eine mehr oder weniger große Auseinandersetzung eigentlich vorhersehbar. Um dies zu vermeiden, bleib möglichst geschmeidig aber bestimmt und gehe einfach zügig ohne anzuhalten an uns vorbei, ich werde das genau so machen. Auf diese Weise lernen sich die Hunde beim passieren, dass es den jeweils anderen hier gibt und dass wir Menschen freundlich miteinander umgehen, denn wir sind jeweils für die Gefahrenabwehr und Stressbewältigung in unseren "Rudeln" zuständig. Im Idealfall überträgt sich unsere freundliche Gelassenheit auf unsere Rudel und wir können die Hunde irgendwann auch einfach laufenlassen. Das muss aber nicht sein, auch Hunde hegen Sympathie und Antipathie. So hat selbst Bodo (der freundliche Kaspar) ein paar Hunde hier in der Umgebung gar nicht gern und rauft sich mit denen, wenn ich es zulasse. Sei Du einfach nur aufmerksam und beobachte Deinen Hund, irgendwann kannst Du ihn lesen und weißt wie Du reagieren musst."

19:00 Uhr Ich bin wieder hinter den Jungs, nehme die Leine auf und gehe los, kurz leicht an der Leine ziehend begleitet mit dem Kommando " auf geht's", welches ich beim Lange-Strecke-Laufen- als Aufmunterung zum "Streckentrab ohne Umgebungserkundung" verwende.

19:00:05 Uhr Horst und Bodo haben in den gewünschten "Modus geschaltet", halten die Leine leicht auf Zug und traben los. Die Dame mit Hund geht los, sie nimmt die lange Leine etwas kürzer und kommt uns entgegen. Als wir ungefähr auf gleicher Höhe sind, steigt ihr Hund auf in die Leine, meine Jungs zucken kurz auf streben aber weiter vorwärts, weil ich mich ebenso verhalte.

19:00:09 Uhr Wir haben uns passiert. Ich halte an und löse die Leine. Die Dame zieht ihren Hund ein wenig weiter und bleibt ebenfalls stehen. Ihr Hund zieht nun nicht mehr an der Leine und erschnüffelt unsere hinterlassene Duftspur interessiert. Wir verabschieden uns freundlich, Horst und Bodo sind nach wie vor aufmerksam aber nicht mehr besonders interessiert, lediglich Bodo dreht sich die Duftspur des anderen Hundes untersuchend kurz um die eigene Achse und markiert erstmal...

Viel Text für eine einfache Begegnung fremder Hunde auf eingeschränktem Terrain. Spannend finde ich, dass es trotz vieler schlauer Bücher, tausenden von Hundepsychotrainschulen und diverser "Hundeflüsterersendungen" im T.V. immer noch Hundemenschen gibt, die sich noch nicht mal ansatzweise in die Natur des eigenen Gefährten einfühlen können. Was ich gut fand war, dass die Dame sich selbst als "Anfängerin" vorstellte und offensichtlich gewillt war mir zu vertrauen, obschon ich das direkte Aufeinandertreffen der Hunde ob der offensichtlichen Stressanzeichen verhindern wollte. Häufig höre ich dann... "Meiner tut nix" oder so ähnlich, gepaart mit einer etwas hochmütigen Mimik unter dem Motto: "Na aber du hast deine Hunde wohl nicht so im Griff wie...?" als ob die Disposition meiner Hunde gegenüber deren Hunde ausschließlich von meinem Verhalten und unserem Verhältnis abhängig sei. Ich sehe das so: Unsere Hunde haben als eigenständige Persönlichkeit ein Recht darauf Sympathie und Antipathie zu empfinden und meine Aufgabe als Mensch ist es, meine Hunde zu lesen, u.Ust. Gefahren abzuwehren sowie Stresssituationen aufzulösen. So begegnen wir zum Beispiel auf unseren Runden regelmäßig einen freilaufenden Bauernhofhund, der immer wenn er uns sieht, den Hof bellend "verteidigt", flugs über die Weide (ca 100 mtr) gerannt kommt, uns als "bekannt und ungefährlich" identifiziert und etwa 10-15 mtr. vor uns abbremst und sich dann zwar selbstbewusst aber freundlich mit dem Schwanz wedelnd nähert. Hier habe ich die Erfahrung gemacht, dass Horst wie auch Bodo noch nicht mal im Ansatz avers reagieren. Es scheint mir dann so, als wenn die Hunde sich sagen würden: "Hi Kollege, alles klar bei Dir?" indem sie sich kurz freundlich beriechend umeinander drehen. Ist dies Ritual vollzogen, wendet sich der freilaufende Hund ab und "latscht" Heim, während Horst und Bodo längst wieder "Zeitung" lesen und wir unseres Weges ziehen.

Jetzt schalte ich den Klugscheisserchen Modus wieder aus, lehne mich zurück und lade noch schnell ein paar Pics von unserem Spaziergang zu unserem "Spielplatz" mit meinem Lieblingshochsitz hoch.













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