Samstag, 28. Dezember 2013

Weihnachtswanderung 2013 -- Holzhausen (roter Stock) - Gottstreu

Distanz: 
 24, 5 km

Roter Stock bis zum Hundehaus in Gottstreu

Endlich Zeit, auf Leinenzug  trainierte Hunde und auch meine Lust am Schnellwandern keimt seit einiger Zeit wieder auf... So machten wir, d.h. Bodo



Horst


und ich


uns am 24.12.2013 um 07 00 Uhr auf die Socken...

Dunkel war es und sehr, sehr windig.

Leider führt kein echter Weg nach NordOsten Richtung Gottstreu. So mussten wir gleich zu Beginn, d.h. nach 7-8 km erstmalig querfeldein, geschlagenen Schneisen folgend durch sumpfig matschiges Terrain.
Mit der Lampe am Kopf sehe ich über die Köpfe am Leineende noch etwa 5-6 Meter weit. Vielleicht hätte ich doch die Batterien wechseln sollen. Aber was soll's, denn ich habe ja nen Kompass, der mir die Richtung anzeigt und 5-6 Meter Sicht reichen, um unmittelbar auftauchende Hindernisse vorausschauend zu umgehen. Außerdem ist das für mich und die Jungs ne gute "Interaktionsübung" .


Endlich finden wir wieder nen "schnellen" Weg und nehmen Tempo auf. Noch haben wir keinen gemeinsamen Gehrythmus, die Jungs wollen meist schneller als ich maximal gehen, bzw. kurzzeitig laufen kann. Aus Erfahrung weiß ich, dass die Hunde nach einiger Zeit langsamer werden und sich meinem maximalen Marschtempo anpassen. Ich wiederum werde von den Hunden so beeinflusst, dass ich garantiert nicht anfange zu "spazieren" oder gar zu "flanieren" , denn es gilt jetzt ohne echte Sicht einfach nur darum Strecke zu machen. 

Plötzlich kracht es, und zwei drei jüngere Buchen werden vom Wind direkt vor uns entwurzelt.
Wären wir nur geringfügig schneller, hätten die Bäume uns erwischt.
WeihnachtsWanderung mit Schutzengel!!!


In der Morgendämmerung bietet uns der Himmel eine wunderbare Farbshow und so bleiben wir ein paar Augenblicke staunend stehen. Leider habe ich nur meine Handyknippse dabei und kann die farbige Pracht nur ansatzweise einfangen.


Herrlich auch der stürmische Wind, der durch die Bäume fegt und den Anblick würdig musikalisch untermalt. 


Sodann ging es weiter Richtung NNO und die Lampe am Kopf war nun überflüssig, denn der Tag war nun endgültig angebrochen. Hier und da kreuzte Rehwild unseren Weg, aber da speziell Horst ja durch das Zuggeschirr gesichert war und sich seinem "Schicksal" ganz offensichtlich ergeben hatte, stellten die frühmorgendlichen Begegnungen kein Problem dar. 


Vorbei ging es an knorrigen Buchen und Mischwaldkulturen. 
Irrigerweise ging ich davon aus, dass der Reinhardswald ein Eichen- und Buchenwald sei.
Vielleicht hat meine Ansicht etwas mit der Sage um die Entstehung des Reinhardswaldes zu tun, das Netz der Netze hat mich allerdings belehrt. Mit 47 %  nehmen die Buchen und Eichen zwar einen Löwenanteil ein, aber es gibt noch viele andere Arten von Bäumen in und um den Reinhardswald, so ist mir bei Streifzügen in und um Oberweser z.B. aufgefallen, dass jeweils Kastanien Weggabelungen kennzeichnen.  

Nichtsdestotrotz fallen insbesondere die knorrigen Hainbuchen und die alten Eichen  ins Auge und laden zur intensiven Betrachtung ein. Ebenso das "Totholz", das nie eigentlich tot ist, stattdessen vielmehr Heimat und Grundlage für viele andere Arten von Leben bildet. "Metamorphose" ?

Gelegentlich finde ich bizarre Formen und Farben und sehe Gestalten, Gesichter oder Tiere in den Pflanzen des Waldes. So stelle ich mir vor, sind in der Phantasie d.h. in den Köpfen der Menschen die in grauer Vorzeit gezwungen waren Wälder einsam zu durchqueren, Sagengestalten wie Riesen, Zwerge, Gnomen und anderen Fabelwesen entstanden.  Ich stelle mir vor wie das gewesen sein muss, vor 500 Jahren allein durch den Wald zu laufen um z.b. Waren und Vieh zum nächsten Markt zu transportieren. Besonders in der Dämmerung und im Nebel tauchen dann plötzlich Fabelwesen vor mir auf....  Die regionalen Sagen und Märchen enthalten viele Zeugnisse dieses Phänomens.  Ich möchte es mal "assoziative Wahrnehmung der direkten Umwelt " nennen. 




Ich muss unbedingt mal wieder ein paar Nächte im Wald verbringen und vielleicht eine Fototour zu diesem Thema unternehmen, nehme ich mir vor als sich mein Magen nach zwei Stunden mit einem deutlichen Knurren meldet. Zeit für ein Frühstück, denn ich kann direkt nach dem Aufstehen noch keine feste Nahrung zu mir nehmen und muss den "Motor" immer erst einmal  warmlaufen lassen bevor ich etwas esse. Die Jungs sind da ganz anders. Die können immer. 

Da es stürmte war es gar nicht so einfach ein windgeschütztes und lauschiges Plätzchen zu finden, welches mir geeignet erschien. Aber plötzlich lag er vor uns... Sogar einen "Tisch" fand ich vor und wohl weil der Wind aufgrund der Windschattenlage des Platzes nicht greifen konnte, die Aussicht auf ein "ruhiges" Frühstück.




Zwei Scheiben Kommissbrot vom Dorfladen, eine Peperoni und ein Stück nordhessische ahle Worscht in Kombination mit Hagebuttentee, was will man mehr ?

Gestärkt ging es weiter. Kurze Zeit später passierten wir einen Wildbeobachtungsunterstand in exponierter Lage, ausgestattet mit herrlich kitschig designten Schautafeln.


Wildkatzen verspricht die Tafel seien hier anzutreffen. Mmh sehen möchte ich diese scheuen Tiere gern einmal in freier Wildbahn. Doch dazu müsste ich sicherlich noch tagelang verweilen und die reine Anwesenheit meiner Hunde würden mir bei dem Versuch sie zu erspähen sicher einen fetten Strich durch die Rechnung machen. Aber ohne Hunde in den Wald ? Das würde ich nicht übers Herz bringen. Ich bin immer fast gerührt und auf jeden Fall angesteckt von der Begeisterung, dem strahlenden " Lachen" und der Lebenslust die sich in den Gesichtern und Körpern der Hunde abbilden, wenn es abseits der gewohnten Wege und Pfade in für sie unbekannte Waldabschnitte geht. Ich habe auch mit Hunden schon viele schöne Begegnungen mit Wildtieren gehabt und so werde ich der Wildkatze oder dem Luchs wohl nie von Angesicht zu Angesicht gegenüberstehen in den hiesigen Wäldern. 

Wer es dennoch versuchen will, dem sei das Naturschutzgebiet "Oberes Holzapetal" angeraten.
Ich liebe diese altbackenen Schautafeln. 


So "lehrreich und einprägsam" :-)


Der Wildbeobachtungsstand



Vorteil dieses Sturmes war, das wir jetzt einem Wanderweg folgend Rückenwind hatten und daher nur so dahingetrieben wurden. Herrlich !

So dauerte es gefühlt nur ein paar Minuten und wir passierten die Tierparkmauer der Sababurg und ....
Nur noch 6-7 km und wir sind da. 



Eine letzte etwas strapaziöse Steigung und danach nur noch bergab zum Lauf der Weser  auf sichtlich durch die Hunde  er- und bekanntem Terrain, vorbei am "Hexenhäuschen" und dann ist Weihnachten.


    (da noch hoch)


    (Hexenhäuschen) 

 Anja ist bereits vorgefahren und hat begonnen unser x-mas vorzubereiten. Herrlich, die Aussicht auf lecker Essen und ein paar Saunagänge und anschließendem "Chill Out" mit guter Musik, lecker "geistigen" Getränken und entfachten Ofen ließen uns die letzte Etappe fast fliegen.

    (Chili Out Zone für Horst? Nö ! Hunde         
     haben auf dem Sofa nichts zu suchen
     Na Horst sucht ja auch nicht, er liegt
     und das haben wir ihm wohl nicht ge-
     sagt.... Tz tz zu typisch Zweibeiner: 
     Uneindeutige Kommunikation)

Inklusive zweier Pausen und photo-, video-  und orientierungsbedingter  Standzeiten haben wir für die Strecke knapp 5 Stunden gebraucht. Das macht nen Durchschnitt von ca 5 km/h.  Gut, dass ich null sportlichen Ehrgeiz bei meinen Wanderungen verspüre, geht es mir doch eher um den Flow zwischen den Hunden und mir und um Eintauchen in die Landschaft, Wahrnehmung mit allen Sinnen und natürlich auch darum meinen Körper zu spüren. Ich nehme mir vor meine berufliche Auszeit ab 04/2014 mit einigen Streckenwanderungen einzuleiten und ab sofort keine Hunderunde <10km zu machen. 

Das alte Fieber zu Fuß zu reisen ist wieder da.... und es gibt noch unendlich viele Trails zu entdecken.

















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